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Koramu #4
Kurze Zeit nach dem 3DS-Launch in Japan und nur wenige Tage vor seinem Erscheinen in Europa und den USA könnte man sicherlich meinen, dass ich im aktuellen Koramu über Nintendos kleinen 3D-Handheld philosophieren werde. Würde ich auch, nur lässt mich das Gerät im Moment ziemlich kalt. Leider. Man kann mir nicht vorwerfen, dass ich dem 3DS die kalte Schulter zeigen würde, nur beeindruckt er mich einfach nicht. Abgesehen vom 3D-Effekt, den ich selbst noch in Natura erleben muss (die Kollegen schwärmen ja bereits wie atemberaubend der 3D-Effekt in den ersten Stunden sein soll), hat Nintendo Last-Gen-Hardware im Gehäuse verbaut. Ihr solltet mich bereits ein wenig kennengelernt haben und somit wissen, dass meine Wenigkeit gewiss kein Grafik-Fetischist ist. Ich ziehe eine unterhaltsame Spielmechanik der aktuellen High-End-Optik jederzeit vor. Und hier liegt der Hund begraben: Es gibt nichts, was mich zum Launch des Handhelds reizen würde auch nur wenige Sekunden anzuspielen, vielleicht mit der Ausnahme von Ridge Racer 3D. Das sieht zwar aus wie es aussieht, aber es spielt sich scheinbar wie Ridge Racer – und auf einen richtigen (!), neuen Ableger auf den Heimkonsolen warte ich schon seit Ridge Racer 6. Teil sieben zählt nicht, denn das ist prinzipiell die 360-Version nur mit leichten Änderungen auf der PlayStation 3. Für dumm lässt man sich nun ja auch nicht gerne verkaufen. Rechtfertigt Ridge Racer 300 hartverdiente Euronen (Gerät plus Spiel)? Gewiss nicht. Für manch einen sicherlich, was vollkommen okay ist, nur für mich eben nicht.
Der Rest des Line-ups lässt mich mit geschockten, großen Augen fragend im Raum zurück. Nicht eine, sondern gleich drei nintendogs + cats-Versionen, die sicherlich für die höchsten Absatzzahlen in good old Germany sorgen werden. Super Street Fighter IV 3D? Unterwegs prügeln ist immer gut, aber das kenne ich bereits von den Heimkonsolen. Pro Evolution Soccer 3D? The Sims 3? Super Monkey Ball 3D? Rayman 3D? Kenne ich schon, gibt es schon, interessiert mich zudem gleich null, würde ich nicht mal auf dem „alten“ DS spielen wollen. Rund ein Viertel aller japanischen 3DS-Käufer haben den neusten Professor Layton-Ableger in den Warenkorb gelegt, was Level 5s Rätsel-Adventure zum beliebtesten Launch-Titel im Land der aufgehenden Sonne machte. Layton ist zwar immer super, rechtfertigt für mich aber auch keine 300 Euro, zudem erscheint der Finger-zeigende Hutträger nicht mal Ende März im Westen. Nintendo ist sich dem schwachen Line-up wohl bewusst, weshalb sie auf die grandiose Idee kamen, ein so genanntes „Launch-Window“ zu ernennen. Alle Spiele, die bis zum Sommer und somit kurz nach der E3 erscheinen, werden vom einstigen Hanafuda-Kartenhersteller als Launch-Titel tituliert. Darunter fällt unter anderem dann auch The Legend of Zelda: Ocarina of Time und das neuste Sin & Punishment, pardon, Kid Icarus von Treasure. Ich muss wohl nicht betonen, wie belustigend ich diese Aussage finde. Spiele, die rund drei Monate nach Erscheinen des Gerätes kommen, sind somit ebenfalls Launch-Titel? Gleichzeitig freue ich mich jetzt schon auf Sony und Microsoft, die diese Idee „perfektionieren“ und ihre eigenen Launch-Fenster noch weiter ausbreiten werden. Blöd sind die Spieler natürlich nicht, aber es macht sich eben gut auf dem Papier, und das Sales Department wird es ebenfalls freuen.
Der 3DS ist für mich somit erst mal überhaupt kein Thema. Vielleicht wenn Ocarina of Time erscheint, spätestens aber wenn Kid Icarus in 3D über den Bildschirm flattert. Letztlich bin ich natürlich sehr daran interessiert zu erfahren, was eines meiner Lieblingsstudios (Treasure) mit Titelheld Pit anstellt, während Ocarina of Time selbstverständlich einer der Klassiker ist, mit dem ich zumindest schön in Erinnerungen schwelgen würde. Andererseits: 300 Euro für ein 13 Jahre altes Spiel? Ob es Sony mit der neuen PSP besser machen wird? Schwer zu sagen. Die Münder standen bei allen jedenfalls offen, als man am 27. Januar auf dem PlayStation Meeting 2011 das NGP präsentierte. PS3-Technik im Hosentaschenformat? Sony hat die Hosen heruntergelassen und gezeigt, was technisch möglich ist. Bedeuten tut dies natürlich überhaupt nichts. Mich stört zum Beispiel schon wieder dieser spielerische Stumpfsinn von nicht einem, sondern gleich zwei Touchscreens/-pads. Einen Motion-Sensor bekam das Teil auch gleich noch spendiert. In der Beispiel-Demo zum NGP-Uncharted musste Titelheld Nathan Drake mittels Liane über einen Abgrund schwingen. Anstatt per Bewegen des Analogsticks nach vorne und hinten zu schwingen, muss der Handheld nach vorne respektive nach hinten gekippt werden. Wieso so umständlich? Damit das Spielgefühl intensiver wird? Für mich ist das nicht intensiver, sondern nerviger, weil genau solch eine Motion-Steuerung sowieso nicht so präzise wie ein simpler Knopfdruck ist, zum anderen weil es mich aus meinem Spielfluss wirft. Wenn ich dann noch denke, auf dem Touchpad auf der Rückseite des NGP herumzufummeln, wird mir ganz anders. Davon mal abgesehen stimmt die Technik. Zwar wird das Gerät wohl nach 20 Minuten gleich explodieren, wenn größtenteils aber sowieso nur PS3-Umsetzungen dafür erscheinen, soll mir das aber auch recht sein. Denn was bisher von Sony angekündigt wurde, sind Ableger von Resistance, Killzone, Uncharted und Co. Der gleiche Mist, nur auf einer anderen Plattform. Ich möchte damit gewiss niemanden vor die Füße treten, denn größtenteils sind diese Spiele handwerklich gut gemacht (das will ich auch gar nicht bestreiten), nur ermüden sie mich. Im Falle von einem Uncharted drücke ich aber gerne mal beide Augen zu, denn ähnlich einem Sommer-Blockbuster möchte man einfach nur völlig sinnfrei für ein paar Stunden unterhalten werden. Anschließend stellt man es wieder ins Regal. Erinnerungswürdig? Vielleicht ein, zwei Szenen. Ich hoffe deshalb inständig, wie übrigens auch beim 3DS, dass die PSP nummero deux mit mehr eigenen, guten Titeln versorgt wird. Dann klappt's auch mit meinem Gewissen. Und hey, die PlayStation Portable hat es nach gewisser Zeit auch hinbekommen, die interessanten Titel an zwei Händen abzuzählen.
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