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Koramu #1

Artikel erstellt von Jens Sobotta am 02.05.2010
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Monster Hunter ist allgegenwärtig, ohne Gesprächsthema Nummer Eins zu sein. Egal ob in der U-Bahn, im Park, im Restaurant: Überall sieht man Spieler jedes Alters, die in sich gekehrt, die PSP fest in beiden Händen, sitzen und mit übergroßen Waffen auf gigantische Monster einschlagen. Vielleicht durchsucht man während der Fahrt mit dem Zug das lokale Netzwerk, aller Wahrscheinlichkeit findet man weitere Spieler, mitunter im gleichen oder nächsten Abteil, die bereit für eine kurze Quest sind, mit denen man dann ein paar Monster vermöbelt. Aber auch kleinere Gruppen lassen sich finden, etwa Schuljungen, Studenten, Arbeitnehmer, die zu viert nebeneinander sitzen, über das Fußball- oder Baseballspiel (ja, Baseball) von gestern diskutieren, während sie auf einen Velociraptor-ähnlichen Dinosaurier einschlagen. Eventuell ärgert sich gerade der eine Schuljunge über die Leistung des Starting Pitchers der Tokyo Giants, während ein anderer „Meine Waffe muss geschärft werden, gebt mir Deckung“ dazwischenruft. Nun diskutieren sie kurz über ihre aktuelle Situation, dass es vielleicht doch nicht so klug wäre, dieses riesige Dinosaurier-Ei zum Camp zurückzutragen, denn so sind sie schnelle Beute für die Monster. Doch alle wissen, dass sie für das Ei ordentlich Geld in die Kasse bekommen würden, weshalb sie sich doch dafür entscheiden. Vielleicht sterben sie auf dem Weg zurück, während der vierte im Bunde anmerkt: „Ehm, vielleicht ist das doch keine so gute Idee“.

Zwei Stunden später. An anderer Stelle poppt der Google-Mail-Chat eines Angestellten auf, in dem ein seit vier Wochen nicht mehr gesehener Freund ihn anschreibt und fragt, wie es ihm geht. Beide unterhalten sich, wobei die Chance groß ist, dass einer von beiden ganz flüchtig nebenbei erwähnt, dass er ein neues Schwert hat, während sein Chat-Partner anmerkt, dass er nun besser mit dem Langbogen geworden ist und beide doch mal wieder unbedingt sich auf ein Gläschen Bier treffen müssten, um auch mal wieder gemeinsam auf die Jagd zu gehen. Monster Hunter ist allgegenwärtig, ohne dass die Leute ständig darüber reden. Monster Hunter möchte das auch nicht. Es ist ein Spiel, das man bequem nebenbei spielen kann. Sogar mit seiner Freundin im Restaurant, während man das Hochzeitsgeschenk für ihre Schwester bespricht und gerade eine Pause vom Buffet macht. Capcom verstand es, das Spiel nicht penetrant wirken zu lassen, etwa wie andere Spiele, die für eine lange Zeit heiß diskutiert werden, nach zwei, drei Monaten aber kein Vogel mehr nach ihnen kräht. Das Interessante dabei: Es ist kein MMORPG wie etwa World of WarCraft.

Vergleichen wir die eben beschriebenen Situationen doch mal mit dem typischen, deutschen WoW-Spieler, der noch zur Schule geht, vielleicht gerade sein Abitur macht und gerne mit seinen Gildenfreunden Abends an Raids teilnimmt. Ein anderer Freund, der noch nicht so weit im Spiel ist, spricht ihn an: „Dude, ich habe gestern endlich das 235er Schwert erhalten. Nun ist meine Ausrüstung komplett“. Der Andere darauf: „Lol, du verdammter Nap, gimpst hier in PDK rum, während ich kurz vor Arthas in ICC stehe. Boon.“ Es liegt in der Natur von World of WarCraft, das nur dann Spieler miteinander spielen können, wenn sie den gleichen Level beziehungsweise den gleichen Levelstand der Ausrüstung besitzen. Jemand, der gerade mal nach Ulduar oder zur Prüfung des Kreuzfahrers kann, wird vom imaginären Türsteher der Eiskronen-Zitadelle nicht reingelassen, verständlich. Andererseits werden andere Mitspieler, die kurz vor dem Eintritt in besagte Zitadelle stehen, niemanden mit dieser Ausrüstung zur Prüfung des Kreuzfahrers mitnehmen, da sie keinen „noob“ gebrauchen können. Ich mache nicht den Fehler und vergleiche World of WarCraft mit Monster Hunter, da beide Spiele nicht unbedingt viele Gemeinsamkeiten besitzen, schließlich ist Blizzards Millionenseller ein MMORPG und Capcoms Japan-Phänomen keines, doch der Vergleich ist dennoch interessant. Ist es die Mentalität der Spieler? Ist es das Spielprinzip, das einen verändert? Acht von zehn WoW-Spielern beantworten jedenfalls die Frage, weshalb sie World of WarCraft überhaupt spielen, mit: „Wegen der sozialen Interaktivität“. Freilich, ich verallgemeiner hier jetzt ein bisschen, aber das darf schließlich auch mal erlaubt sein.

Der größte Unterschied in der Gameplay-Mechanik dürfte wohl an der Auslegung des Spiels liegen. WoW ist kein Spiel, mit dem man nach dem Installieren sofort durchstarten kann. Quests müssen erfüllt werden, man lernt seine Charakterklasse kennen, erreicht die maximale Levelstufe und farmt sich anschließend sein Equipment zusammen, um an den Schlachtzügen, den so genannten Raids, teilzunehmen. Aber auch dann ist das Zusammenspiel nicht einfach. Die Klassen wie Paladine, Druiden, Magier oder Krieger bauen aufeinander auf. Paladine verstärken mit einem Buff etwa die Angriffskraft der Krieger, während die Druiden durch ihren Buff die Rüstungen aller Schlachtzugsmitglieder verbessern. Auch die unterschiedlichen Ausrichtungen, etwa welche Klasse die Rolle des Schadensausteilers, welche die Rolle des Heilers etc. übernimmt, ist essentiell für den Erfolg. Da Monster Hunter kein MMO ist, funktionieren die meisten Quests natürlich auch alleine. Aber selbst wenn man mit Freunden oder Fremden spielt, können diese einen mittragen, egal wie gut oder schlecht man ist. Freilich hat WoW auch etwas mit dem Können zu tun, die mathematischen Formeln, etwa welche Angriffsrotation oder welche Ausrüstung den meisten Schaden macht, spielen aber ebenfalls eine entscheidende Rolle. In Monster Hunter wird hingegen nur ein Knopf gedrückt. Das Männchen auf dem Bildschirm schwingt das überdimensionale Schwert (oder Axt, oder Speer) und trifft den Gegner. Mit der Zeit schmiedet man sich neue Waffen, die den Alltag erleichtern.

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