Auf den HD-Konsolen versuchten die Entwickler von Tom Clancy's H.A.W.X. 2 einen Spagat zwischen Flugsimulationen und reinrassiger Arcade-Action. Ob dieses Vorhaben mit Erfolg gekrönt war, darüber lässt sich vortrefflich streiten. Die Macher der Wii-Fassung, die mal wieder als „Alternative-Version“ in die Verkaufsregale kommt, stellen sich solche Sinnfragen gar nicht erst und machten aus der Flieger-Saga ein Spiel, welches spielerischer schon eher mit den Afterburner-Titeln verglichen werden kann. Qualitativ liegen allerdings, soviel sei schon jetzt verraten, mehr als ein paar Flugmeilen dazwischen.

Über den Wolken soll die Freiheit laut Liedermacher Reinhard Mey ja grenzenlos sein. Von solch friedfertigen Idealen hält der private Militärdienstleister DDI herzlich wenig. Dieser ist stolz darauf, dass er in vielen Konflikten auf der Erde reichlich mitmischt. Davon kann auch Cole Bowman ein Liedchen singen, denn der junge Söldner arbeitet als Kampfpilot für das Unternehmen und wird deswegen von Gewissenbissen gepeinigt. Als Wendepunkt stellt sich eine Mission heraus, in deren Verlauf Bowman Schüsse auf hilflose Flüchtlinge abfeuern muss. Von nun an ist Schluss mit dem dreckigen Geschäft für den Idealisten! Praktisch, dass er durch einen Kumpel, den er schon seit seiner Zeit im US-Militär kennt, Verbindung zur H.A.W.X.-Truppe aufnehmen kann, deren Anführer der eigene Vater ist. Klar, dass es dort auch eine schöne Lady gibt, die sein Herz erobern. Noch vorhersehbarer ist da nur der drohende Konflikt mit einem gewissen ehemaligen Arbeitgeber. Ja, einen Preis für die innovativste Geschichte wird auch dieser Titel nicht einstecken, außerdem wird die Story sehr schnörkellos (und kostengünstig) durch einfache Comic-Strips in Mittelklasse-Qualität erzählt.

Die Steuerung von H.A.W.X. 2 ist in Windeseile verinnerlicht, was kein Wunder ist, schließlich wurde fast alles, was auch nur ansatzweise nach Komplexität riecht, aus dem Spiel entfernt. So steuert ihr mit dem Analogstick des Nunchuk-Controllers die Flugmaschine, während ihr mit der Wii-Remote auf die Mattscheibe und somit auf die Feinde zielt. Wer es noch simpler mag, kann auch den Autopiloten einschalten und sich rein auf das Zielen konzentrieren, aber sagt dann nicht, dass wir euch nicht gewarnt hätten, wenn ihr euch den durch stundenlanges Gähnen ramponierten Kiefer wieder einrenken lassen müsst. Es gibt außerdem auch einen Modus speziell für die Flugzeug-Steuerung über das Nunchuk, aber diese Möglichkeit legen wir lieber stillschweigend unter „Nett gemeint“ ab. Im Laufe des Spiels nehmt ihr so in F-15-Jets, Mirages und Helikoptern Platz.

Mit dem Maschinengewehr und dem Missile-Launcher stehen lediglich zwei Waffentypen zur Verfügung. Dafür geht euch auch bei minutenlangem Dauerfeuer auf wundersame Weise niemals die Munition aus. Und die grenzdebilen Feinde versuchen gar nicht erst, den ihnen blühenden Dauerbeschuss zu entkommen. Schnell gehen einem die Beschränkungen, die die Entwickler dem Spieler wie dicke Eisenkugeln an den Körper legen, auf den Geist. Zum einen steuert sich das ganze Geschehen mit einer Behäbigkeit, die im Vergleich mit dem genannten Klassiker von Sega fast wie ein Unterwasser-Ausflug erscheint und so gar nichts mit dem frenetischen Feuerwerk vergangener Spielhallen-Flight-Shooter gemein hat. Zum anderen wird das Spiel fast hysterisch, wenn man mal vom vorgegeben Weg abweichen möchte, oder zu hoch steigt und wirft den Spieler nach kurzer Zeit zum zuletzt passierten Checkpoint zurück. In manchen Missionen übernimmt das Spiel auch noch die eigentliche Steuerung über das Fluggerät und ihr müsst euch lediglich auf das Zielen konzentrieren. Das ist nichts Halbes und nichts Ganzes, befriedigt weder die Spieler von Titeln wie Afterburner, noch die Kenner der HD-Ableger der H.A.W.X. -Serie und macht diese im Vergleich gar zu einem Hort der Ausgeglichenheit.