Mit Brütal Legend konnte das Entwicklerteam Double Fine keinen (finanziellen) Hit landen. Obwohl der Titel durch die Bank weg positives Feedback von allen Seiten erntete, blieb der kommerzielle Erfolg aus. Nicht zuletzt deswegen hat sich Publisher Electronic Arts gegen einen Nachfolger des Spiels ausgesprochen. Der Entwickler hingegen hat nach diesem Fiasko aus den eigenen Fehlern gelernt, nimmt Abstand von großen Projekten und konzentriert sich mit Stacking nun auf ein viel kleineres, dafür aber kreativeres Spiel. Doch was hat es mit den hölzernen Puppen auf sich?
Charlie Blackmore ist eines von fünf Kindern. Die Familie lebt in Armut und von den wenigen Einkünften des Vaters als Schornsteinfeger. Dieser bekommt vom Baron eines Tages ein vielversprechendes Angebot, durch welches er hofft, seiner Frau und Kindern einen besseren Lebensstandard zu ermöglichen. Als das Familienoberhaupt viele Wochen später nicht wieder in den Schoß seiner Schützlinge zurückkehrt, gehen den verbleibenden Blackmores die finanziellen Mittel aus. Plötzlich beschlagnahmt die Polizei sogar die Kinder, welche mit harter Arbeit für den Baron die angehäuften Schulden in Kohlewerken abrackern müssen. Lediglich der kleinste im Bunde, Charlie, ist zu schwach zum Arbeiten und wird vom üblen „Gesetzeshüter“ bei seiner Mutter zurückgelassen. Mit dem Herz am richtigen Fleck beschließt der Kleine prompt in die große weite Welt aufzubrechen, seine Geschwister zu befreien und den verschwundenen Vater zu finden.
In Stacking dreht sich alles um Matrjoschkas, auch Matroschka oder Babuschka-Puppe genannt. Das sind aus Holz gefertigte und bunt bemalte, ineinander schachtelbare, eiförmige russische Puppen, die sich bei Touristen höchster Beliebtheit erfreuen. Jede Figur im Spiel ist eine dieser erwähnten hölzernen Figuren. Da Charlie selbst die kleinste mögliche Form der Babuschkas ist und von daher in der Welt der Erwachsenen nur wenig ausrichten kann, muss er sich eben der Fähigkeit und Größe andere Puppen bedienen. Dazu darf er von hinten in die nächst größere Matrjoschka springen und übernehmen. Dieser Vorgang lässt sich mehrere Male wiederholen, sodass der kleine Held recht schnell zu einem großen Recken mit den verschiedensten Fähigkeiten heranwächst. Einzelne Stufen dürfen aber nicht übersprungen werden. Es lassen sich aber mühelos genug Lückenfüller in den Abschnitten finden, um auch die großen Matroschkas zu ergattern. In insgesamt fünf verschiedenen Welten gilt es nun, unzählige Rätsel und Herausforderungen zu lösen und seine Familie wieder zu vereinen. Der Schlüssel zur Lösung ist immer die richtige Puppe.
Um eine verschlossene Tür zu öffnen oder durch einen Schacht zu klettern, der von einem rotierenden Ventilator blockiert wird, übernimmt Charlie einfach die Kontrolle über einen Schlüsselmeister oder Mechaniker. Mit ihrem Können lässt sich die Tür und der Ventilator ruck zuck überwinden. Bewacht ein Wächter aufmerksam die Tür zur VIP-Lounge, nutzen wir einfach den Charme einer bezaubernden Dame, um die Augen des Türstehers auf uns zu lenken. Für eine Vielzahl der Aufgaben gibt es aber auch multiple Lösungswege. Um eine Meuterei auf einem Kreuzfahrtschiff anzuzetteln, auf dem Charlies Schwester Kohle schippen muss, besteht die Aufgabe darin, einer fetten Dame ihren Kaviarnachschub zu unterbinden. Entweder springt Charlie in einen Aushilfskoch und schüttet Mehl in die edle Speise, zwingt einen kräftigen Boxer dazu den Kaviar von Bord zu werfen, oder sorgt dafür, dass Ratten in der Küche eine Schließung veranlassen. Da wäre auch noch die Safari auf dem Schiff. Schlüpft Charlie etwa in einen Bären, um den Besuchern Angst einzujagen, oder benutzt einen Rüpel dazu, um die bemalte Kulisse in Stücke zu reißen. Wie wir das Problem angehen, liegt letztendlich an uns. Der Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt.
