Etwas unschön ist, dass man der Entwicklung von Black Ops irgendwie ein wenig Licht und Schatten ansehen kann. Ganz grob lassen sich die Spielwelt und die damit verbundene Spielmechanik nämlich in zwei gleichgroße Hälften aufteilen. Im ersten Teil seid ihr wieder in sehr engen Korridoren unterwegs und habt so gut wie keine Freiheit, was die Bewegung und die Gestaltung der Einsätze betrifft. Viele Wege werden nur frei, wenn ihr gewisse Schlüsselszenen auslöst oder Skripte abgelaufen sind. Das ist, gerade vor dem Hintergrund der zweiten Spielhälfte, stellenweise wirklich unverständlich. In Halbzeit Zwei ändert sich dieser Zustand fast schlagartig. Ihr seid viel unter freiem Himmel in großflächigen Landschaften unterwegs und fühlt euch nicht mehr so eingeengt und von Skript zu Skript geschoben. Auch hier erfindet sich das Spiel aber natürlich nicht neu. Auch Call of Duty: Black Ops bezieht einen Großteil seiner Atmosphäre über sehr beklemmende und schnell aufeinander folgende Action-Sequenzen. Da ist es mit viel Freiheit und Gestaltungsmöglichkeit ohnehin noch nie so ganz umfassend gewesen. Teil der Inszenierung der Kriegshandlungen in den Jahren nach 1961, u.a. in Vietnam, ist in den Augen der Entwickler auch eine unfassbar extreme Brutalität. Schon bei ersten Präsentationen im Vorfeld der Veröffentlichung haben wir uns gefragt, wie Activision das den hiesigen USK-Experten schmackhaft machen möchte. Im Nachhinein nun lässt sich feststellen, dass die Prüfer das Spiel nicht so lange gerupft haben, bis davon nicht mehr viel über blieb. Auch erwachsene Spieler im Besitz der deutschen Version müssen nicht das Gefühl haben, dass sie etwas verpassen.

Bahnbrechende Rekorde konnte Call of Duty zuletzt in erster Linie wegen der so beliebten Mehrspieler-Duelle verzeichnen. Daher haben die Entwickler das Erfolgsmodell, welches mit Modern Warfare eingeführt und von den Nachfolgern World at War und Modern Warfare 2 übernommen wurde, natürlich beibehalten und nur an kleinen Stellen sinnvoll ergänzt. Über Xbox Live dürfen sich, je nach bereits bekannten Modi, 2-18 Spieler ordentlich die Kugeln um die Ohren ballern. Treyarch hat die Karten im Multiplayer wieder etwas vergrößert und das schier übergroße Portfolio an Belohnungen und Zusatzkampfmitteln etwas entzerrt. Eure Abschüsse für die Killstreaks müsst ihr nun wirklich eigenhändig machen. In der Vergangenheit führten Luftangriffe oder Helikopter zu teilweise aberwitzigen Abschussketten, die vielen die Spiellaune und dem Spiel auch ein wenig die Balance genommen haben. Leicht abgeändert und auch dabei ist der Zombie- bzw. Überleben-Modus. Auf drei Karten aus dem 2. Weltkrieg und Kaltem Krieg dürft ihr natürlich auch Lokal via Splitscreen, im Netzwerk über System Link oder Online eine Gegnerwelle nach der nächsten in Angriff nehmen. Für alle „Im-Kino-nicht-den-Abspann-zu-Ende-guck-Besucher“ noch ein humorvoller Tipp: Am Ende des Abspanns nicht die Konsole ausschalten. Es wartet noch eine sehr abgedrehte und lohnenswerte Überraschung.

Die schon bereits angesprochenen, sehr unterschiedlichen beiden Spielhälften sind nicht nur spielerisch sondern im Übrigen auch technisch auffällig. Von wirklich sehr tristen und recht eintönigen Tunnellandschaften bis zu stellenweise sehr gelungenen Gesichtsanimationen und atmosphärischen Levelstrukturen ist wirklich alles dabei. Für einen Call of Duty-Titel eher untypisch, aber in diesem Fall noch lange kein Beinbruch. Die Grafik hat im Vergleich zum Vorgänger Modern Warfare 2 nur unwesentlich zugelegt. Freunde von ordentlichen Vertonungen und dramatischen Soundtracks werden zufrieden aber sicher nicht begeistert sein. Gerade der Vergleich mit vorab bekannten Spielszenen auf Englisch lassen die bemühten deutschen Sprecher doch etwas abfallen.

Das Fazit: Call of Duty: Black Ops