test
Dreamcast Collection
Ein echter Arcade-Kracher war seinerzeit Crazy Taxi, das mit einem völlig abgedrehten Konzept die Dreamcast-Kundschaft begeistern konnte. Hier schlüpft man in die Rolle eines reichlich durchgeknallten Taxifahrers und muss Kunden an ihren Zielort bringen. Von diesen gibt es in der Stadt zuhauf und diese sind farblich ihrem Schwierigkeitsgrad entsprechend gekennzeichnet. Um einen Kunden aufzulesen, muss man einfach in einem zugehörigen Radius anhalten und los geht die Reise. Ein Pfeil zeigt dem Spieler immerzu an, in welcher Richtung – Luftlinie – das Ziel des aktuellen Passagiers liegt. Ohne Rücksicht auf Verluste rast man also querfeldein, gegen die Verkehrsführung und gern auch mal durch eine Fußgängerzone. Nur Crashs sollte man tunlichst vermeiden, kosten diese ja Zeit. Besonders riskante Aktionen wie das enge Vorbeifahren an einem entgegenkommenden Auto werden mit Bonuszahlungen entlohnt und je nachdem, wie schnell man seinen Fahrgast ans Ziel bugsiert, fällt die Bezahlung am Ende der Fahrt unterschiedlich hoch aus. Crazy Taxi ist immer noch ein furioser Spaß, allerdings muss hier die Portierung deutlich bemängelt werden. Glänzte das Original noch mit einem anarchisch angehauchten, aber perfekt passendem Soundtrack – Titellied „All I want“ von The Offspring – muss man in dieser Umsetzung mit langweiligen und unpassenden Musikstücken Vorlieb nehmen. Sehr enttäuschend. Wer noch mehr zu Crazy Taxi erfahren möchte, dem sei auch unser Test der Xbox Live Arcade Version ans Herz gelegt, denn hierbei handelt es sich um genau das gleiche Spiel.
Den Abschluss macht schließlich Sonic Adventure. Oder Sonic Adventure DX: Director’s Cut, denn genau genommen handelt es sich hier nicht um einen Port der (besseren!) Dreamcast-Version des Spiels, sondern um einen Port der GameCube-Umsetzung von Anno 2003. Für den GameCube wurde die Grafik ein wenig überarbeitet und insbesondere die Charaktermodelle modernisiert – was aber leider insgesamt nicht zu einem verbesserten optischen Ergebnis geführt hat. Erfreulicherweise hat man auf der Xbox 360 aber endlich einmal die Framerate in den Griff bekommen, die besonders auf dem Würfel stellenweise fürchterlich war. Auf der Xbox 360 läuft Sonic Adventure mit butterweichen 60 Bildern in der Sekunde und kann sich so echt sehen lassen. Reichlich frech mutet allerdings an, dass die DX Version nicht komplett auf der Disc enthalten ist. Für den Port auf den GameCube wurden eine Menge Game Gear-Spiele und einige Zusatzmissionen in das Spiel integriert und diese fehlen in der Xbox 360-Version erstaunlicherweise wieder. Das überrascht einen so lange, bis man einen Blick in den Downloadbereich wirft. Hier findet sich nämlich ein Download-Paket, das den DX-Zustand wiederherstellt. Das ist ziemlich dreist und in Anbetracht dessen, dass man nur vier Spiele mit dieser Sammlung erhält, hätte man ruhig das vollständige Game auf die Disc packen dürfen.
Spielerisch ist Sonic Adventure nicht optimal gealtert. Die Sonic-Level wissen zwar immer noch zu begeistern und Tails’ Level sind ebenfalls gelungen, die übrigen spielbaren Charaktere schwanken aber von Mittelmaß (Knuckles, E102) bis fürchterlich (Big, Amy, Chaos). Besonders Big mit seinem unsagbar langweiligen Angelspiel, ebenso wie die unübersichtliche und unnötige Oberwelt sind echte Nervfaktoren. Immerhin ist man nicht gezwungen, alle Charaktere zu verwenden. Wer keinen gesteigerten Wert darauf legt, das Spiel komplett durchzuspielen, kann auch schlicht alle Sonic- und Tails-Level absolvieren und dann das Spiel beiseite legen. Angesichts der Zeit, die man mit den Chaos und Big zubringt, ist das wahrscheinlich für viele Spieler die beste Alternative. Schade ist, dass das bessere Sonic Adventure 2 nicht ebenfalls den Weg auf die Disc geschafft hat. Irgendwas wollte Sega wohl für eine zweite Collection aufbewahren. An dieser Stelle sei noch eine Warnung ausgesprochen, was die programmtechnische Qualität von Sonic Adventure anbelangt. Im Testverlauf hat sich die automatische Speicherfunktion als höchst unzuverlässig herausgestellt, so dass eine Menge Spielfortschritt einfach verloren gegangen ist und auch die Online-Ranglisten funktionieren nicht eben optimal. So kann es einem beispielsweise passieren, dass statt einer Zahl, die die Platzierung anzeigen soll, der eigene Gamertag in der zugehörigen Spalte erscheint. Sämtliche Bugs des Originalspiels und des GameCube-Ports wurden großzügig in die Xbox 360-Umsetzung übernommen, so dass man weiterhin durchaus mal durch einen Boden durchfallen kann.
Das Fazit: Dreamcast Collection
Die Sega Dreamcast Collection ist eine ziemlich überschaubare Sammlung an Spielen unterschiedlichster Qualität. Von sehr gut (Crazy Taxi) über gut (Sonic) bis hin zu langweilig (Bass Fishing) ist alles auf der Disc enthalten. Echte Dreamcast-Fans und Spieler, die die drei besseren Spiele verpasst haben, können zugreifen, die Umsetzungen sind im Wesentlichen gelungen, dennoch hätte der Umfang deutlich größer ausfallen dürfen. Insbesondere ist anzumerken, dass der Verzicht auf einen Widescreenmodus mit Sicherheit unglücklich ist und dass einige Bugs echt nerven können.
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