EA ist schon etwas komisch. In fast jeder Sportart hat der Großkonzern seine Finger im Spiel, nur nicht im Tennis. Hier überlässt man das Feld 2K Sports und Sega, die sich ein ums andere Mal um die Krone prügeln. Nun ja, so ganz stimmt das natürlich auch nicht, denn mit Grand Slam Tennis haben sich die Kanadier von EA Sports ebenfalls an dem weißen Sport versucht – und sind derb auf die Fresse gefallen. Wie es richtig geht, beweist die Konkurrenz immer wieder aufs Neue. Auch Top Spin 4 kann zur absoluten Elite der Tennis-Spiele gezählt werden. Warum, das klärt unser Test.
Wer die Disc in seiner Konsole verstaut und letztere angeschaltet hat, findet sich noch vor dem eigentlichen Hauptmenü in einer Art Trainingsspiel wieder. Hier könnt ihr bereits die ersten Bälle fliegen lassen und euch mit ein paar Grundmechaniken vertraut machen, das richtige Tutorial, die Top Spin-Akademie, folgt aber erst, wenn ihr weiter drückt. Profis können diese auf Wunsch auch einfach überspringen, doch wir empfehlen euch, zumindest die Grundlagen zu absolvieren. In Top Spin 4 hat sich gegenüber dem Vorgänger nämlich einiges geändert. Es ist zwar immer noch ein relativ leichtes Unterfangen, einfach nur die Bälle übers Netz zu bringen, doch wer den Sport richtig beherrschen will, muss schon einiges auf dem Kasten haben – taktisch, wie auch spielerisch.
Auf den ersten Blick hat sich nämlich kaum etwas verändert. Mit X spielt ihr einen Slice, mit Y einen Lob, B führt einen Top Spin und A einen Flat-Ball aus. Mit dem linken Analogstick schickt ihr euren Spieler über den Platz, wer beim Schlagen noch RB gedrückt hält, bringt seinen Profi automatisch wieder in Position. Soweit alles bekannt. Neu ist jedoch, dass ihr jeden Schlag nun in drei Stufen ausführen könnt. Der Präzise-Schlag eignet sich dabei perfekt, um den Ball Zentimeter genau dorthin zu spielen, wie man es möchte. Alles was man dazu tun muss, ist kurz den jeweiligen Button zu drücken und zwar kurz bevor ihr den Ball spielt. Als Indikator dient dabei eine Art Fadenkreuz, das erscheint, wenn ihr alles richtig gemacht habt. Haltet ihr die Knöpfe dagegen eine Zeitlang gedrückt, füllt sich die Power-Anzeige. Dann packt ihr einen mächtigen Power-Schlag aus, der zwar etwas ungenauer, dafür aber mit mehr Bumms über den Platz fegt. Die goldene Mitte stellt natürlich der normale Schlag dar, der weder besonders gut, noch besonders schlecht ist. Was alle drei Schlagvarianten voraussetzen, ist das genaue Timing. Nur wer perfekt zum Ball steht und im richtigen Moment die Tasten drückt, schlägt einen perfekten Ball. Das ist gar nicht mal so einfach und erfordert einiges an Übung, doch diese ist vor allem auf den höheren Schwierigkeitsgraden zwingend notwendig. Vor allem Profis dürften damit ausreichend motiviert werden. Unpräzise Schläge landen natürlich eher im Aus oder Netz, als gut getimte Schläge. Das Gleiche gilt auch für den Aufschlag oder für Volleys.
Aber auch an Einsteiger hat 2K Sports gedacht. So gibt es für fast alles eine nützliche Feedback-Anzeige. So wisst ihr immer, ob ihr den Schläger zu früh oder zu spät ausgeholt oder ob ihr zu wenig Kraft in den Power-Schlag investiert habt. Apropos Power-Schlag: Wie im echten Leben haben auch die virtuellen Sportler keinen unerschöpflichen Ausdauer-Vorrat. Wer also zu früh im Spiel zu viele harte Schläge benutzt oder besonders viel läuft, ist auch schnell am Ende. Zwar regenerieren sich die Spieler nach jedem Satz, aber über die gesamte Länge eines Matches spürt man den Kraftverlust schon. Sehr cool ist übrigens die Möglichkeit, auf Wunsch die Schlaghand zu wechseln, soll heißen zwischen Rück- und Vorhand hin und her zuschalten. Damit kann man die Vorteile der einzelnen Spieler perfekt ausnutzen. Insgesamt macht Top Spin 4 spielerisch wieder einen hervorragenden Eindruck und darf sich zu Recht als das bislang realistischste Tennis-Spiel schimpfen, wir sind gespannt wie Sega mit Virtua Tennis 4 kontern wird.
