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Virtua Tennis 4
Generell zieht Virtua Tennis 4 im Lizenz-Vergleich den Kürzeren. 19 Stars geben sich in der Wii-Version die Ehre, darunter natürlich die derzeitige Elite in Form von Rafael Nadal oder Roger Federer. Das sind gut sechs Profis weniger als bei Top Spin 4, was jetzt zwar nicht die Welt ist, aber eben dennoch weniger. Zumal Legenden wie Boris Becker oder Stefan Edberg fehlen, nur PS3-Spieler dürfen mit „Bum-Bum-Becker“ aufschlagen. Wie zuvor erwähnt, ist es dabei auch relativ egal, mit welchem Ass ihr auf den Court geht, denn große Unterschiede gibt es keine. Zwar hat sich Sega das sogenannte Spielertypen-System einfallen lassen, aber auch das macht sich nur geringfügig bemerkbar. Jeder einzelne Tennis-Virtuose gehört dabei einem bestimmten Typen an, der eine ist ein guter Grundlinien-Spieler, der andere schlägt mächtig auf, ein weiterer beherrscht vor allem das Spiel am Netz. Dadurch kommt zwar etwas Abwechslung in die Spieler-Riege rein, aber wie gesagt, es hält sich in Grenzen.
Die große Frage ist natürlich aber, wie sich die Matches in Virtua Tennis 4 anfühlen. Nun, gut fühlen sie sich an – wenn man eben keinen großen Wert auf Realismus legt. Klar, auch bei Segas Tennis-Adaption könnt ihr zwischen Slice, Lob und Topspin wählen oder normale und kräftige Schläge vom Stapel lassen, das Timing spielt aber eine deutlich kleinere Rolle als bei der Konkurrenz. Auch wie ihr gerade zum Ball steht ist nicht allzu wichtig, zudem könnt ihr nicht separat zwischen Vor- und –Rückhand wechseln. So konzentriert man sich im Endeffekt ganz und gar darauf, einfach nur den gelben Filzball über das Netz zu schlagen, die taktische Tiefe eines Top Spin 4 sucht man hier vergebens. Das ist jetzt aber kein eigentlicher Kritikpunkt, denn viele Spieler lieben VT genau für diese schnellen und action-reichen Matches. Während man sich in TP 4 noch richtig einarbeiten muss, ist man hier schnell drin und schlägt bereits nach wenigen Minuten zielsicher Bälle über den Platz. Neu ist übrigens die Konzentrationsanzeige. Durch spielertypische Aktionen, also wenn ein guter Netz-Spieler auch viel am Netz agiert, steigert man eine Anzeige in der oberen linken Ecke. Ist diese voll, darf man wahlweise auch einen Superschlag auf seinen Gegner loslassen. Wie gesagt, realistisch ist anders, Spaß macht es aber trotzdem.
Vor allem, da die Steuerung per Wiimote und Nunchuk erfreulich gut funktioniert und nur selten zu spät reagiert. Allerdings wird die Fuchtelei nach einer Weile auch sehr anstrengend, immerhin hat man so aber am Ende des Tages das Gefühl, wenigstens ein bisschen Sport betrieben zu haben. Teil Vier der Tennis-Reihe setzt sogar auf Wii MotionPlus, allerdings in einer eher merkwürdigen Art und Weise. Anstatt den Aufsatz einfach in jedem Modi zu nutzen, darf man MotionPlus nur im eigens dafür vorgesehenen Motion Play-Modus verwenden. Hier dürft ihr euch in kleineren Minigames austoben, besonders spaßig ist das allerdings nicht. Da loben wir uns schon eher den Arcade bzw. Party-Modus, in dem wir uns mit bis zu vier Spielern an einer Konsole in launigere Minispiele stürzen können. Die Auswahl ist dabei die gleiche wie im Karriere-Modus, gemeinsam mit Freunden macht die Punkte-Hatz aber natürlich mehr Laune. Generell kann sich der Mehrspieler-Modus durchaus sehen lassen, neben dem lokalen Modus dürfen sich auch Wii-Spieler online mit anderen Gamern messen. Zwar kann man es auch hier nicht mit dem motivierenden Online-Turnieren von Top Spin 4 aufnehmen, die simplen Ranglisten-Matches machen aber auch so Laune, zumal die Partien stets flüssig ablaufen. Zudem ist es löblich, dass ich hier mittels kleinere Gesten auch mit meinem Kontrahenten agieren kann, beispielsweise ihm Respekt zollen oder mich ärgern.
Kommen wir zum letzten Punkt, der Technik. Die Steuerung haben wir dabei schon erwähnt, diese funktioniert im Großen und Ganzen sehr gut. Grafisch verhält es sich leider anders. Auch Top Spin 4 konnte in dieser Kategorie nicht vollends überzeugen, machte aber dennoch einen besseren Eindruck. Nicht nur die Zuschauer wirken wie hässliche Stripes, auch die Gestaltung der Plätze und die eigentlichen Spielermodelle wirken nicht ganz zeitgemäß. Generell lässt die Präsentation zu wünschen übrig, dafür können die guten Animationen punkten. Akustisch verhält es sich recht ähnlich. Anfangs mag man das Gedudel im Menü ja noch ganz angenehm empfinden, nach einer Weile nervt es aber nur noch. Auch die Zuschauer könnten etwas mehr Dampf machen, zudem wirken manche Soundeffekte etwas billig.
Das Fazit: Virtua Tennis 4
Virtua Tennis 4 oder Top Spin 4? Die Antwort liegt eigentlich klar auf der Hand. Die bessere Tennis-Simulation ist eindeutig Letzteres, wer aber lieber auf fetzige Arcade-Matches steht, sollte zu Sega greifen. Dann muss man aber einige Einbußen hinnehmen. Technik, Umfang und Lizenzen stehen klar hinter der Konkurrenz, das heißt aber nicht, dass die teils action-geladenen Matches nicht auch hier Spaß machen würden. Die Steuerung ist gut gelungen, der Online-Modus macht auch in seiner limitierten Version durchaus Laune und die Minigames können zu viert immer wieder begeistern. Etwas fraglich bleibt allerdings die dürftige Wii MotionPlus-Einbindung, die eigentlich so gut wie keinen Sinn macht. Da wollte man wohl einfach nur das Logo auf dem Cover abbilden können.
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