Artikel erstellt von Dennis Leschnikowski am 26.05.2010

Um die sechs magischen Kristalle wiederzubeschaffen, erforscht ihr die abwechslungsreich gestaltete Welt des Abenteuers und stürzt euch in insgesamt sieben verschiedene Dungeons, die mit teilweise knackigen Bossen und diversen Kopfnüssen aufwarten. Und wie könnte es anders sein, steht euch zunächst nur ein Teil der Welt offen, da spätere Bereich den Einsatz verschiedener Werkzeuge voraussetzen. Versperrte Höhlen lassen sich lediglich mit Bomben freilegen, unerreichbar wirkende Schalter werden mit dem Bumerang aktiviert, Abgründe können lediglich mit einem Enterhaken überwunden werden und mit Pfeil und Bogen nehmt ihr entfernte Kontrahenten aufs Korn. All das und noch viel mehr kennt man aus der The Legend of Zelda-Reihe, die in allen Bereichen Pate stand und als Inspiration herhalten musste. Selbst Herz-Container, Rubine oder die Boss-Schlüssel sind mit von der Partie. Von den recht offensichtlich kopierten Rätseleinlagen im Treibsand oder in dunklen Dungeons einmal ganz zu schweigen. Und dennoch nimmt sich 3D Dot Game Heroes zu keinem Zeitpunkt wirklich ernst und ist sich auch nicht zu schade, sein Vorbild und weitere Genre-Vertreter gehörig auf die Schippe zu nehmen.

Woran erinnert euch beispielsweise ein unschuldig wirkendes Huhn, das sich für eine gewisse Weile mit einem Schwert vertrimmen lässt, ehe es konsequent zum Gegenangriff übergeht und euch in Windeseile die Lebenslichter ausbläst? Und was ist eigentlich mit dem ratlosen Helden, der sich nicht entscheiden kann, ob er seine Freundin aus Kindestagen oder eine reiche Erbin heiraten soll? Nicht einmal vor hauseigenen Werken wie Demon's Souls, das hierzulande erst im Juni erscheint und insbesondere durch seinen knüppelharten Schwierigkeitsgrad aus der Reihe fällt, machte man halt. Da fällt es auch nicht sonderlich schwer, 3D Dot Game Heroes seine bekannten Gameplay-Mechaniken zu verzeihen und sich an der ungemein liebevollen Aufmachung zu erfreuen. Neben den zahlreichen Anspielungen auf die Titel der Konkurrenz gibt sich 3D Dot Game Heroes allerdings so eigenständig, wie sich eine Hommage überhaupt geben kann. Anstatt sich stur auf die Stärken des großen Vorbilds zu verlassen, entschloss man sich bei From Software dazu, das Geschehen durch eigene Ideen aufzupeppen.

Dazu gehört unter anderem das überdimensionale Schwert des Helden, an dem schnell deutlich wird, dass man keinesfalls die ernste Schiene fahren möchte. Verbessert eines eurer Schwerter beim ansässigen Schmied und erfreut euch bei maximaler Gesundheit an einer riesigen Klinge, die innerhalb eines Dungeons durchaus einen gesamten Gang säubern kann. Bis hierhin kann man 3D Dot Game Heroes nur loben, da man sich erfolgreich an den Stärken einer renommierten Reihe versuchte und diese in ansprechender Form in das sympathische Universum verfrachtete, ohne das irgendwas auf der Strecke bleibt. Etwas ins Stolpern gerät man bei den Sidequests, die im Endeffekt gut gemeint waren, sich aber zu oft auf Hol- und Bring-Aufträge verlassen, die nach einer gewissen Zeit einfach unschöne Abnutzungserscheinungen mit sich bringen und nur noch bedingt motivieren. Zumal man sich aus unerklärlichen Gründen gegen eine Notiz-Funktion entschied, was angesichts der zahlreichen Quests definitiv ein Ärgernis darstellt. Wir wissen nicht wie es euch geht, aber spätestens wenn man fünf oder mehr Quests angenommen hat, das Spiel beendet, um es zu einem späteren Zeitpunkt fortzusetzen, dürfte man wohl vergessen haben, welche Nebenmissionen noch zu erledigen sind. Sicherlich, seinerzeit gehörte es schon fast zum guten Ton, sich beim Spielen Notizen zu machen, ganz so wörtlich hätte man den Retro-Flair aber doch nicht nehmen müssen.