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Dragon Age II
Manchmal übertreiben es die Entwickler dann aber doch. Beispielsweise in einer Szene, in der eure Dalish-Begleiterin ein Blut-Ritual durchführt, um eine Barriere zu öffnen. Dabei schneidet sie sich eigentlich nur in die eigene Hand, das Blut spritzt allerdings, als ob gerade sämtliche Arterien gleichzeitig durchtrennt wurden. Das sind allerdings nur Ausnahmen. Insgesamt machen die Kämpfe, die rund die Hälfte des Spiels ausmachen, eine Menge Spaß und spielen sich noch flüssiger als im ersten Teil. Allerdings wird auch deutlich weniger Taktik benötigt, zumindest auf den ersten drei Spielstufen. BioWare hat nämlich den Schwierigkeitsgrad gesenkt, welcher früher ja relativ hoch war. Wer also wirklich gefordert werden will, sollte auf Schwer oder Albtraum stellen. Wie gewohnt, könnt ihr die Stufe jederzeit wechseln. Direkt aus dem Vorgänger übernommen wurde übrigens das umfangreiche Taktik-Menü. Erneut könnt ihr euren KI-Begleitern unzählige Befehle auftragen, die sie auch immer ganz brav ausführen. Auf jede Situation könnt ihr die passende Taktik festlegen. Das hat schon im Vorgänger sehr gut funktioniert und tut es auch jetzt wieder. Sehr schade ist, dass die Entwickler die Übersichtskamera aus Origins entfernt haben, welche ja der große Vorteil gegenüber den Konsolen-Fassungen war. Zwar bietet Dragon Age 2 immer noch einen weiten Zoom an, trotzdem sind die Kämpfe dadurch nicht ganz so übersichtlich, wie früher.
Dragon Age: Origins war ein Rollenspiel durch und durch. Unzählige Faktoren hatten Einfluss auf die Kämpfe, beispielsweise wie schwer die Helden beladen waren, ob die Ausrüstung gut zueinander passte und und und. In Dragon Age 2 haben die Entwickler leider die Schere angesetzt, ähnlich wie es bei Mass Effect 2 der Fall war. Ein Beispiel: Während ihr Hawk noch komplett mit Handschuhen, Gürtel, Panzer, Schild etc. ausrüsten könnt, verhält sich das bei euren Kameraden ganz anders. Diese haben nämlich fest vorgeschriebene Rüstungen, die sich nicht ändern lassen. Lediglich Bewaffnung, Gürtel, Amulette und Ringe dürft ihr frei wählen. Wegfallen tut auch der Belastungsfaktor. Zwar kann euer Held nur eine bestimmte Menge an Gegenständen mit sich führen, wie schwer aber beispielweise die Plattenrüstung auf ihn einwirkt, spielt keine Rolle mehr. Damit wird das ganze System zwar deutlich entschlackt, was Einsteigern sehr zu Gute kommen dürfte, echte Rollenspieler dürften sich darüber aber nur wenig, sprich gar nicht, freuen. Warum sich die Kanadier zu diesem schweren Schritt entschieden haben, wird wohl immer ein Geheimnis bleiben. Ähnlich verhält es sich auch mit der Charakterentwicklung. Für Kämpfe und Quests bekommt ihr natürlich wieder Erfahrungspunkte, die ihr in die Verbesserung der Attribute investiert. Aber auch hier stehen euch weniger Möglichkeiten als noch im Erstling zur Verfügung, des Weiteren fallen auch noch spezielle Talente weg wie Schlösserknacken, die die einzelnen Charaktere nun entweder von Grund auf oder gar nicht beherrschen. Immerhin der Fähigkeiten-Baum ist noch vorhanden und sehr umfangreich. Jeder Held verfügt dabei über sechs Fertigkeiten-Bäume, die wiederum mehrere Fähigkeiten beherbergen. Später im Spiel dürft ihr euch sogar noch auf zwei weitere Spezialisieren. Das ist zwar alles schön und gut, trotzdem erlaubte das alte System deutlich mehr Einfluss auf die Charakterentwicklung. Solche Kürzungen ziehen sich durch das gesamte Spiel, nicht nur beim Aufleveln, Ausrüsten oder den Dialogen, auch bei der Spielwelt. Diese ist zwar, wie eingangs schon erwähnt, enorm detailliert, in Origins fandet ihr aber noch an jeder Ecke unzählige Kodex-Seiten, die euch mit viel Hintergrundwissen versorgten. Jetzt gibt es deutlich weniger davon, was er Spielwelt im Vergleich etwas Tiefe nimmt.
Technisch hat sich im Vergleich zum Vorgänger einiges getan. Charakter- und Spielwelt-Darstellung sind nach wie vor auf einem extrem hohen Niveau, dank besserer Animationen und Texturen wirkt das Ganze nun sogar noch hübscher. Auch an den Effekten haben die Macher gefeilt, welche nun deutlich spektakulärer daher kommen. PC-Spieler sollten aber unbedingt das High-Resolution-Update herunterladen, nur dann entfaltet das Game seine wahre Pracht. Akustisch gibt es ebenfalls nichts zu bemängeln. Viele Soundstücke wurden zwar aus Origins übernommen, diese erzeugen aber auch jetzt wieder eine passende Atmosphäre, auch wenn der ganz große epische Soundtrack ausbleibt. Da Dragon Age 2 aber generell weniger episch ist, fällt das auch nicht weiter ins Gewicht. Vollkommen überzeugen können einmal mehr die sehr guten deutschen Synchronsprecher, die ihren Charakteren viel Leben einhauchen. Zwar passt nicht jede Stimme zu jedem NPC, das ist aber auch eher die Ausnahme als die Regel.
Das Fazit: Dragon Age II
Es ist schon unglaublich. Wenn BioWare ein eher enttäuschendes Produkt abliefert, kann dieses trotzdem noch mit der Mehrheit der anderen RPGs mithalten. Auch Dragon Age 2 ist ein sehr gutes Rollenspiel, das danke der stimmigen Spielwelt, der interessanten Erzählweise sowie dem dynamischen und (zumindest auf höheren Stufen) taktischen Kampfsystem sehr viel Spaß macht. Die Kanadier müssen dieses Mal aber auch ungewohnt viel Kritik einstecken. Wieso hat man den Rollenspiel-Part so krass kastriert? Wieso kann ich meine Begleiter nicht mehr nach eigenem Belieben ausstatten? Wo ist das epische Gefühl des Vorgängers? Und wieso hab ich nun weniger Einfluss auf die Charakterentwicklung? Auch die fehlende Übersichtsperspektive fällt negativ auf. Doch das Alles ist Meckern auf hohem Niveau, Rollenspieler kommen natürlich auch um den zweiten Teil nicht drum herum. Für den Nachfolger, der ja sicher kommen wird, wünschen wir uns aber wieder eine mitreißendere Story sowie mehr Rollenspiel.
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