Artikel erstellt von Dennis Leschnikowski am 15.05.2010

Mit der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika rückt wohl das größte Sport-Event des Jahres näher und so versteht es sich von selbst, dass das offizielle Videospiel aus dem Hause EA Sports nicht lange auf sich warten lässt. FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Südafrika 2010, so der Name der Versoftung, orientiert sich spielerisch am hauseigenen Primus FIFA 10 und macht sich auf den ersten Blick gar nicht erst die Mühe, euch auf dem Platz spürbare Neuerungen zu bieten. Überall bekommt man das Gefühl vermittelt, alles schon einmal gesehen zu haben, sofern man von leicht überarbeiteten Jubelposen und den Animationen absieht, die noch einen Zacken realistischer und flotter ausfallen. Erst bei einem Blick auf die Torhüter wird deutlich, dass man sich die Kritik der Fans zu Herzen nahm und im Detail kleinere Schrauben nachzog. Ließen sich die Keeper in FIFA 10 noch mit simplen Bauerntricks oder Sonntags-Schüssen in die Knie zwingen, agieren sie dieses Mal deutlich intelligenter und stellen euch beim Abschluss vor die eine oder andere Herausforderung. Nichts geändert hat sich leider an den mitunter fragwürdigen Entscheidungen der Unparteiischen, die euch wohl mehr als nur einmal auf die Palme bringen werden. Wenn ein simpler Rempler trotz vorhandener Hintermannschaft mit einer roten Karte bestraft wird, während die CPU ohne Folgen zu einer Blutgrätsche ansetzen kann, auf die selbst Mark Van Bommel neidisch wäre, dann hat dies nichts mit klassischen Fehlentscheidungen zu tun, sondern zeigt deutlich auf, dass man bei den Schiedsrichtern noch einiges an Arbeit vor sich hat. Auch wenn Fehlentscheidungen solcher Art natürlich nicht zum Tagesgeschäft gehören. Spielerisch blieb soweit also alles beim Alten.

Daher dürfte sich schnell die Frage stellen, ob sich ein Kauf für Besitzer des geistigen Vorgängers überhaupt rentiert. Eine Frage, auf die auch wir euch keine Antwort liefern können. Könnt ihr schlichtweg nicht auf die Atmosphäre der WM verzichten und möchtet Deutschland oder ein Team eurer Wahl zu internationalem Ruhm führen, dann führt zumindest kein Weg an FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Südafrika 2010 vorbei. Zumal der Titel genau wie FIFA 10 spielerisch über jeden Zweifel erhaben ist, sofern man kleine Macken verzeiht, und euch gleich die volle Lizenzpackung verpasst. Nicht weniger als 199 lizenzierte Teams, basierend auf den Nationen, die sich der Qualifikation zur WM 2010 stellten, sind mit von der Partie - die zehn offiziellen Stadien Südafrikas natürlich inklusive. Ob ihr den mühsamen Gang durch die Qualifikation wagt oder euch gleich in die Gruppenphase stürzt, ist natürlich euch selbst überlassen. Selbiges gilt für die Entscheidung, ob ihr wie gewohnt die Kontrolle über das gesamte Team übernehmt oder im Modus „Mannschaftskapitän" in die Haut des Spielführers schlüpft und so das Heft in die Hand nehmt. Wer den eigenen Freundeskreis oder die Familie vor der Konsole versammelt und angesichts der komplexen Steuerung, die erst einmal erklärt werden muss, Gefahr läuft, die Geduld zu verlieren, darf sich freuen: Um auch Neulingen einen schnellen Einstieg zu ermöglichen, integrierte man die neue Casual-Steuerung, die mit gerade einmal zwei Tasten auskommt und so auch blutige Neulinge nicht überfordern sollte.

Langjährige FIFA-Fans dürften mit dem Prinzip von „Geschichte der Qualifikation" wohl vertraut sein. So verfrachtet man euch hier in laufende Partien und stellt euch vor die Aufgabe, diese zum Guten zu wenden oder einen möglichen Sieg über die Zeit zu retten. Mit zunehmender Spieldauer schaltet ihr Szenarien der vergangenen Weltmeisterschaft in Deutschland frei, während im Rahmen der WM 2010 aktuelle Highlights zum Nachspielen veröffentlicht werden, die via Download zur Verfügung stehen und den Verlauf der Weltmeisterschaft zumindest virtuell in eine vollkommen neue Richtung lenken. Bereits aus UEFA Euro 2008 bekannt ist der „Kampf der Nationen“-Modus, wo ihr mit einem Team eurer Wahl antretet, durch Siege und gewonnene Turniere Punkte sammelt und so euer Land im Kampf um die Spitzenpositionen der Rangliste unterstützt. Das Prinzip blieb weitestgehend das gleiche und so werden Spiele, die ihr mit unterklassigen Mannschaften wie Nordkorea oder Neuseeland bestreitet, auch in FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Südafrika 2010 mit deutlich mehr Punkten belohnt, als es bei einem Auftritt mit Brasilien, Italien oder Deutschland der Fall wäre. Sehen lassen kann sich zudem der Umfang des Online-Multiplayers, dessen Prunkstück, nach dem Muster „10 vs. 10“ anzutreten, wieder einmal die Konkurrenz düpiert. Freundschaftsspiele, Ranglisten-Matches oder die Möglichkeit, über Xbox Live gleich die komplette WM nachzuspielen und User aus anderen Ländern in ihre Schranken zu weisen, sorgen für lang anhaltende Motivation. Da euch die Nationen online nach dem Zufallsprinzip zugelost werden, hat eine Xbox Live-Weltmeisterschaft erwartungsgemäß nur wenig mit dem realen Ablauf der Weltmeisterschaft am Hut. Ohne weiteres können in der Gruppenphase dicke Brocken wie der Titelverteidiger Italien, die Zuckerhut-Kicker aus Brasilien oder die in dieser Saison bärenstarken Engländer warten, während im KO-System plötzlich Exoten wie Honduras oder der Kongo warten. Langeweile ist hier also ein Fremdwort.