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Blur
Wobei der Begriff „Modifikation“ an dieser Stelle sicherlich etwas übertrieben wäre. Wer darauf gehofft haben sollte, sein Vehikel in verschiedenen Bereichen aufmotzen zu können, wird etwas enttäuscht drein blicken. Abgesehen von der Farbe des Lacks blieben optische Spielereien gänzlich außen vor und auch die Verbesserungen im Bereich der Power-Ups halten sich definitiv in Grenzen. Dabei muss man den Jungs von Bizarre jedoch zu Gute halten, dass so die nötige Balance innerhalb der Rennen gehalten wird, was mit ausufernden Tuning-Möglichkeiten wohl nicht mehr der Fall wäre. Ansonsten erinnert das Restprogramm an Project Gotham Racing. Die vertrauten Medaillen mussten lediglich - passend zum nächtlichen Setting - Lampen weichen, von denen pro Rennen sieben abgestaubt werden können. Fünf räumt ihr mit einem Sieg ab, ein weiteres Licht geht euch auf, sobald innerhalb eines Rennens eine bestimmte Anzahl an Fans gesammelt wurde und Nummer Sieben wandert auf euer Konto, sobald der so genannte Fan-Run absolviert wurde. Hierbei handelt es sich um ein optionales Rennen, in dem zwölf Tore zur Gänze durchfahren werden müssen. Mitunter eine durchaus knackige Angelegenheit, durch die auch ambitionierte Rennfahrer auf ihre Kosten kommen. Ähnlich den Platin-Medaillen in Project Gotham Racing setzten auch die Lampen ein gewisses Maß an Schweiß und Ausdauer voraus.
So spaßig sich die Karriere auch präsentieren mag, seinen vollen Reiz spielt Blur natürlich erst im Mehrspieler-Modus aus, der übrigens strickt vom Spektakel für Solisten getrennt wurde. Den Gedankengang, den eigenen Fuhrpark zunächst offline aufzustocken, um anschließend online für lange Gesichter bei den Kontrahenten zu sorgen, dürft ihr also umgehend verwerfen. Eine durchaus nachvollziehbare Design-Entscheidung, wird so doch gewährleistet, dass alle Teilnehmer über Xbox Live mit den gleichen Mitteln an den Start gehen und sich im Angesicht ihres Schweißes gegen menschliche Mitspieler durchschlagen, um an die zahlreichen Belohnungen zu gelangen. Und in diesen Momenten zeigt Blur endgültig, was es spielerisch unter der Haube hat. Vor allem die Ausstattung des Online-Multiplayers weiß zu begeistern. Die abwechslungsreichen Disziplinen sowie das Fan-System sind via Xbox Live mit von der Partie, ein internes Nachrichtensystem ist vorhanden und zu den größten Stärken gehört wohl die Möglichkeit, eigene Herausforderungen auf die Beine zu stellen und diese mit seinen Online-Buddies zu teilen, die anschließend sechs Tage Zeit haben, sich der gestellten Nuss zu stellen. Ein Feature, das auf lange Sicht für Spaß und Abwechslung sorgen dürfte. Selbiges gilt für die Twitter- und Facebook-Anbindung, über die erzielte Erfolge mit der ganzen Welt geteilt werden können. Möchte man dem Multiplayer wirklich etwas anlasten, dann wohl die Tatsache, dass es in den Rennen für bis zwanzig Teilnehmer reichlich hoch hergeht, wodurch die Übersicht ein wenig auf der Strecke bleiben kann. Wenn euch in regelmäßigen Abständen Power-Ups ins Heck knallen, ihr von der Piste geschossen oder konsequent von euren Hintermännern aufs Korn genommen werden, dann lässt sich der eine oder andere genervte Seufzer nicht unterdrücken. Daher legen wir euch den Rat ans Herz, das Teilnehmerfeld auf zehn Racer zu beschränken, was der Übersicht zu Gute kommt und dem taktischen Renngeschehen dazu verhilft, sein komplettes Potential auszuspielen.
Bisher dürfte sich die Frage stellen, in welcher Form sich Blur überhaupt von der Konkurrenz abhebt. Klangen sämtliche Features bisher doch nach der Standardkost, die uns in den vergangenen Jahren zuhauf kredenzt wurden. Die simple Antwort: Power-Ups. Getreu dem Motto „Was Nintendo kann, können wir schon lange“ griff man das spaßige Konzept von Mario Kart auf und verfrachtete dieses in ein modernes und erwachsenes Setting. Statt Bananen oder Schildkrötenpanzern kommen hier Minen oder Raketen zum Einsatz, mit denen ihr euren Kontrahenten gehörig einheizen und den Verlauf eines Rennens schon einmal komplett auf den Kopf stellen könnt. Klammert man die überschaubare Anzahl der Power-Ups einmal aus, dann machte man hier eigentlich alles richtig. Bis zu drei der nützlichen Helfer können gleichzeitig eingesammelt beziehungsweise gebunkert und taktisch klug eingesetzt werden. Insbesondere gegen menschliche Mitspieler solltet ihr es euch nämlich zwei Mal überlegen, ob ihr eine Rakete direkt einsetzt, um euren Vordermann aus dem Weg zu räumen oder diese lieber aufbewahrt, um einer möglichen Attacke von hinten etwas entgegensetzen zu können. Und was ist eigentlich mit meinem Nitro? Hebe ich ihn mir für die letzte Runde auf, um wertvolle Plätze gutmachen zu können oder setze ich ihn direkt ein, um mich von meinen Verfolgern absetzen und der Reichweite ihrer Geschosse entgehen zu können? Regelmäßig wird man sich dabei erwischen, wie man sich nach einem unglücklich gelaufenen Rennen Gedanken über die eigene Taktik macht, was die Online-Rennen ein um das andere Mal zu einem Erlebnis der ganz besonderen Art erhebt, da sich auch die menschlichen Widersacher stets neue Vorgehensweisen zurechtlegen. Ein weiterer Faktor, der sich maßgeblich auf die Spannung der Rennen auswirkt, ist die Durchschlagskraft der Power-Ups, die zwar kräftig Rumms mit sich bringen, euch allerdings nur in den wenigsten Fällen übertrieben viel Zeit kosten oder euch an den Schluss des Feldes verfrachten. Hier ging man den goldenen Mittelweg, sorgt für spannungsgeladene Positionskämpfe und verhindert so gleichzeitig unschöne Frusterlebnisse, da man seinen Kontrahenten zwar Steine in den Weg legen kann, fahrerisches Können aber stets vorausgesetzt und mit einem Platz im vorderen Teil des Feldes belohnt wird. Lediglich bei der Auswahl der Power-Ups müssen wir Bizarre mangelnde Kreativität attestieren. Minen, ferngesteuerte Raketen, Schutzschilde oder der so genannte Abräumer, mit dem eine 360 Grad-Druckwelle erzeugt wird, irgendwo haben wir das alles schon einmal gesehen.
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