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NIER
„Och ne, nicht schon wieder so ein Japano-Schinken“, waren wohl die ersten Gedankengänge, als NIER still und heimlich auf meinem Schreibtisch landete. Zumal ich mit den zuständigen Entwicklern von Cavia nur bedingt positive Erinnerungen verbinde - dem Xbox 360-exklusiven Bullet Witch sei Dank. Dass mich japanische Rollenspiele in dieser Konsolen-Generation obendrein mehrfach enttäuschten, dürfte ebenfalls zur geringen Erwartungshaltung beigetragen haben, als NIER zum ersten Mal in der Konsole verstaut wurde. Kurz noch die rund zehnminütige Installation hinter sich gebracht und schon sah man sich mit der Befürchtung konfrontiert, dass sich auch NIER im Teufelskreis der fehlenden Ideen und der inkonsequenten Umsetzung verlieren könnte, der zuletzt das Genre der Japano-RPGs heimsuchte.
Würde man nämlich nach der Weisheit „Der erste Eindruck ist immer der richtige“ zu Werke gehen, dann würde das Fazit zu NIER wohl katastrophal ausfallen. Denn bereits in den ersten Minuten offenbart das Abenteuer sein hässliches Gesicht und macht deutlich, mit welchen Macken man in den folgenden zwanzig bis dreißig Stunden zu kämpfen hat. In seinen schlechtesten Momenten würde NIER optisch ohne Weiteres als ein Wii-Titel durchgehen, das simple Kampfsystem macht sich gar nicht erst die Mühe, euch die volle Kontrolle zu lassen und nervt vor allem durch die fehlende Lock-On-Funktion und spätestens wenn man sich zehn Minuten am Stück durch immer gleich bleibende Gegner geschnetzelt hat, wird einem auch die vermeintlich fehlende Abwechslung ins Auge stechen. Ich bin ehrlich: Wäre ich privat mit NIER in Kontakt gekommen, hätte ich das Spiel wohl schon nach einer halben Stunde aus dem Laufwerk befördert - und damit wohl einen waschechten Überraschungshit verpasst. Es ist nicht so, dass sich die angesprochenen Mängel mit der Zeit in Luft auflösen. Nein, auch im späteren Spielverlauf hat das Werk aus dem Hause Cavia mit der durchschnittlichen Optik, dem zu simpel geratenen Kampfsystem und der fehlenden Gegnervielfalt zu kämpfen. Und dennoch gelingt es dem Titel, euch nach wenigen Stunden in seinen Bann zu ziehen, was in erster Linie auf die packende und sehr emotionale Handlung zurückzuführen ist, die zum Besten gehört, was das Genre der Japano-RPGs derzeit zu bieten hat. Der Haken an der Sache: Um euch möglichst unbelastet an NIER herangehen zu lassen, würde ich mich mit Details zur Handlung am liebsten ganz zurückhalten.
Nur so viel: Der Titel verfrachtet euch in eine ferne Zukunft, in der von der modernen Zivilisation nur noch wenig übrig ist. Diese zerfiel vor Jahrhunderten und wich einer klassischen Fantasy-Welt, in der Dämonen und allerlei Monster - hier Schatten genannt - ihr Unwesen treiben. In der Rolle des namensgebenden Protagonisten Nier, der sich zunächst mit kleinen Aufträgen über Wasser hält, begebt ihr euch auf die Suche nach einem Heilmittel, mit dem ihr die um sich greifende Runenpest, die auch eure Tochter heimsuchte, bekämpfen könnt. Was folgt, ist ein rund zwanzig bis dreißig Stunden langer Trip durch eine atmosphärische Fantasywelt, die vor allem durch die Charaktere besticht, die sich nach und nach zu eurer Party gesellen. Da wäre beispielsweise das chronisch schlecht gelaunte Buch Grimoire Weiss, das im Prinzip keinerlei Gelegenheit auslässt, Streit zu suchen und Nier bereits nach kurzer Zeit in den Wahnsinn treibt. Mal gehässig, mal sarkastisch angehaucht, sorgen Grimoires Kommentare für regelmäßige Lacher. Und spätestens wenn ihr die leicht bekleidete Kaine, die vor allem durch ihre rüde Ausdrucksweise aus dem Rahmen fällt, in eurer Truppe wisst und euch ihre Streitereien mit Grimoire zu Gemüte führt, bleibt wohl kein Auge trocken. Hier prallen überheblicher Sarkasmus und Flüche aufeinander, die selbst in einem Hip Hop-Song für Aufsehen sorgen würden und verlangen euch mehr als nur einen Lacher ab. Dies soll allerdings nicht bedeuten, dass in der Welt von NIER alles der „Friede, Freude, Eierkuchen“-Mentalität folgt. Im Gegenteil: Die Entwickler gaben sich alle Mühe, euch ein dramatisches Epos zu liefern, in dem Themen wie Leid, Tod und Liebe allgegenwärtig sind - mit Erfolg. Ein interessantes Feature versteckt sich hinter der New Game+-Funktion, die euch mehr als nur die Möglichkeit, die Kampagne mit dem bereits erzielten Fortschritt ein weiteres Mal anzugehen, kredenzt. Entscheidet ihr euch für einen zweiten Durchlauf, wird die Geschichte zudem aus einem anderen Blickwinkel beleuchtet, was euch einen völlig neuen Eindruck von der zugrunde liegenden Welt verschafft und die emotionale Handlung noch einmal intensiviert. Um was es sich hier genau handelt, wird natürlich nicht verraten. Lasst euch jedoch gesagt sein, dass insgesamt vier verschiedene Enden auf euch warten.
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