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NIER
Wie man es auch dreht und wendet: NIER ist einfach voll mit kleinen Mängeln, die sich wie ein roter Faden durch das Abenteuer ziehen und euch gelegentlich in den Wahnsinn treiben. Und doch warten regelmäßig Momente, in denen man die offensichtlichen Macken gerne beiseite schieben und sich von NIER mitreißen lassen wird. Neben der Handlung bestechen vor allem die Bosskämpfe, die sich meist aus mehreren Phasen zusammensetzen und euch eine bestimmte Strategie abverlangen, mit der die teils bildschirmfüllenden Obermotze in die Schranken verwiesen werden. Das Design der Bosse fiel bewusst überzogen aus und reicht von überdimensionalen Kraken, über riesige Roboter bis hin zu gigantischen Drachen, die euch mit allerlei Attacken das Leben schwer machen. Spielerisch geht NIER als ein klassisches Action-Rollenspiel durch, wobei der Fokus doch ganz klar auf der Action liegt, während man sich mit Rollenspiel-Elementen dezent zurückhielt. Gelegentlich kommt es zu einem Level-Up, der sich positiv auf eure Statuswerte auswirkt und damit hat es sich dann auch. Das Verteilen von Skillpunkten, das Erlernen von Zaubern und ähnliche Elemente, die ihr aus anderen Rollenspielen kennt, bleiben hier vollkommen außen vor. Um euch dennoch den Eindruck eines klassischen Rollenspiels vorzugaukeln, integrierte man so genannte magische Wörter, die ihr durch das Beseitigen von Gegner erobert. Diese können nach eigenem Gusto an Waffen und Grimoire Weiss' Fertigkeiten angebracht werden, was diverse Vorteile mit sich bringt. Steigert eure Angriffskraft, sammelt mehr Erfahrungspunkt, erhöht die Chance auf seltene Items oder verbessert eure Verteidigung. Dabei ist lediglich zu beachten, dass jede Waffe und jede Fertigkeit lediglich zwei Slots mit sich bringt, an denen die Wörter angebracht werden können. Apropos Fertigkeiten: Im Laufe der Handlung eignet sich Grimoire acht verschiedene Skills an, die sich mit den Zaubern in anderen Rollenspielen vergleichen lassen. Nehmt eure Kontrahenten mit mächtigen Sperren ins Visier, plättet sie mit einer riesigen Hand oder lasst magische Sperre aus dem Boden schießen, die gleich mehrere Kontrahenten ins Jenseits befördern. Vor allem gegen Schergen, die gar nicht oder nur wenig auf physische Angriffe reagieren, eine willkommene und nicht zu unterschätzende Hilfestellung.
Technisch rasselt NIER wie bereits angesprochen gnadenlos durch und wird den technischen Möglichkeiten der PlayStation 3 zu keinem Zeitpunkt gerecht, was sicherlich ein wenig zu bedauern ist. Die Texturen bewegen sich auf gehobenem Wii-Niveau, viele Landstriche wirken hoffnungslos verlassen und auch die Framerate ist gelegentlich nicht vor einem unschönen Schluckauf gefeilt. Aber NIER wäre nicht NIER, wenn euch der Titel nicht durch ein Wechselbad der Gefühle schicken und auf der anderen Seite gehörig punkten würde - Stichwort Soundtrack. Dieser gehört ohne Übertreibung zum Besten, was uns Square Enix bisher spendierte. Melancholische Melodien geben sich mit hektischen Klängen, sanften Gesängen und gezielt eingesetzten Soundeffekten die Klinke in die Hand und sorgen so für eine ungemein dichte Atmosphäre. Selbiges gilt im Prinzip für die englischen Synchronsprecher, die den Protagonisten glaubhaft Leben einhauchen. Auch wenn angemerkt werden muss, dass die regelmäßig eingestreuten Witze mitunter unter die Gürtellinie gehen und wohl nicht jedermanns Geschmack treffen dürften. Zumal man sich aus nicht nachvollziehbaren Gründen dazu entschied, lediglich einen Teil der Dialoge zu vertonen.
Das Fazit: NIER
NIER, ein Abenteuer voller Gegensätze, bei dem man auch nach dem Abspann nicht so recht wissen dürfte, was man eigentlich von ihm halten soll. Prangert man die mitunter fehlende Abwechslung, die missratene Grafik und das etwas ungenaue Kampfsystem an, was umgehend zu einer deutlichen Abwertung führen würde? Oder hebt man an dieser Stelle die melancholische, abwechslungsreiche Welt, die packende Handlung und den traumhaften Soundtrack hervor, um NIER ein aufrichtiges Lob auszusprechen? Die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte und so liegt es an euch, ob ihr euch mit den recht offensichtlichen Macken arrangieren und euch auf die positiven Elemente von NIER einschießen könnt. Eine Chance hat dieses Werk nämlich allemal verdient, auch wenn ihm leider der letzte Feinschliff verwehrt blieb.
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